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Land aus Wein und Stein

Der neue Weinjahrgang Saale-Unstrut stellt sich vor Vegetationsverlauf 2016

Es ist in jedem Jahr erneut die spannende Frage: Wieviel ernten die Winzer des nördlichsten Deutschen Qualitätsweinanbaugebietes? Statistisch gesicherte Zahlen wird es erst im neuen Jahr vom Amt für Landwirtschaft geben, aber alle Hochrechnungen erlauben eine Einschätzung, dass es knapp 70 hl / ha sein werden, sagt Siegfried Boy, Präsident des Weinbauverbandes Saale-Unstrut. Bei 68hl / ha sind dies ca. 5,1 Mio. Liter von 750 ha Ertragsrebfläche. Die Quantität ist die eine Seite der Medaille, die andere die Qualität. Es war trotz großer Trockenheit und einem verregnetem Oktober an Saale-Unstrut ein recht entspanntes Weinjahr. Hervorragende Qualitäten blubbern in den Fässern.

Werfen wir einen Blick auf die Vegetation: Mit einer kleinen Schneedecke startete das Jahr 2016. Die Temperaturen lagen zu Beginn des Jahres im Minusbereich und erreichten in der Nacht vom 18. zum 19. Januar sogar -13°C. Ideale Voraussetzungen für die Eisweinlese. So konnten vier Weingüter in dieser Nacht erfolgreich die frostigen Beeren lesen.

In den darauffolgenden Wochen präsentierte sich die eigentlich kalte Jahreszeit mit milden Temperaturen im Plusbereich.

Dieses milde Witterung war jedoch nicht von Dauer und so kam mit stürmischen Wetter ab der sechsten Kalenderwoche der Winter zurück. Der meteorologische Frühlingsanfang (29.2.) zeigte sich winterlich weiß.

Der März hingegen machte dem Frühling alle Ehre. Mild, trocken und frostfrei zeigte sich dieser Monat und endete mit einer warmen Osterzeit. Der darauffolgende April machte dann seinem Ruf alle Ehre. Während Mitte des Monats noch Temperaturen um die 20°C herrschten, gab es Ende des Monats Graupel, Nachtfröste (-2°C) und sogar 15 cm Neuschnee auf dem Brocken. An den Reben konnten aber glücklicherweise keine nennenswerten Frostschäden verzeichnet werden. Es gab jedoch trotz der kalten Temperaturen zum Teil Fraßschäden durch Erdraupen.

Der Austrieb im Mai fand hauptsächlich unter blauem Himmel und bei strahlendem Sonnenschein statt. Die hochsommerlichen Temperaturen waren jedoch durch einen kalten Ostwind begleitet. Mitte Mai konnte man in den zeitigen Lagen bereits das 3-5 Blatt Stadium feststellen. In dieser Zeit kam es zum Teil zum starken Auftreten von Pockenmilben.

Der Sommermonat Juni begann heiß, zum Teil mit 30°C. Es herrschten jedoch regional sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen, die zwischen 4-32 mm lagen.

Ab der 19. KW setzte die Weinblüte ein, die bis Ende des Monats ohne nennenswerte Verrieselungen ihren Abschluss fand. In diesem Monat kam es zu ersten Pero- und Oidiuminfektionen. Auch Schildlausbefall wurde gemeldet. Laubarbeiten waren dringend erforderlich.

Der Beginn des Folgemonats präsentierte sich heiß und trocken. Mitte Juli kam es jedoch zum Teil zu regionalen Unwettern und sogar Hagel (in Freyburg am 17.07). Die schwülwarme Witterung mit hoher Luftfeuchte sorgte für vermehrtes Auftreten von Oidium. Gegen Ende des Monats wechselten sich Sonne und Regen ab, wobei die Niederschlagsmengen wieder sehr unterschiedlich waren.

Der August startete kühl. Nachttemperaturen sogar nur um die 6°C (im Erzgebirge -1,5°C). Der Sommer kehrte danach zurück mit Temperaturen bis  zu 37°C (26.-28.08.). Dies führte zu Trockenstress für die Reben, besonders in den Steillagen sowie zu Sonnenbrand an den Trauben. Vermehrt wüteten regionale Unwetter über der Weinregion. Hagelschäden waren im Naumburger Raum zu verzeichnen.

Die heiße trockene Witterung setzte sich im September fort. Das regionale größte Weinfest, das Winzerfest in Freyburg immer am 2. Septemberwochenende, feierten wir bei 30°C. Der Erntestart begann in der 37. KW.

Mitte September (16. / 17.9.) fiel der lang ersehnte Niederschlag, regional extrem unterschiedlich zwischen 25 und 120 Liter. Der offizielle Herbstanfang startete Bilderbuchmäßig am 22.09. mit ruhigem und trockenem Herbstwetter bis Ende September.

Die lange heiße Witterung und die warmen Nächte hatten starken Einfluss auf die Säurewerte.

Eine Ausnahmegenehmigung zur Säuerung des Jahrganges wurde nach Antragstellung in Saale-Unstrut (Sachsen-Anhalt und Thüringen) zugelassen.

Leider war ab Oktober Schluss mit der herrlichen Witterung. Der Herbstmonat präsentierte sich kühl und nass, sodass die Mostgewichte dann stagnieren.

Die Trauben zeigten sich jedoch den ganzen Herbst stabil und gesund. Wir erwarten tolle Weine im Basissegment aber auch viele Spezialitäten im Prädikatsweinbereich. Der erste 2016er Wein war schon am 12.10. in der Qualitätsweinprüfung, berichtet Claudia Seemann vom Amt für Landwirtschaft. Wir können uns auf besonders ausgeprägte Weine in Frucht und Körper freuen. Ein Weinjahrgang, der die schöne Sonne im Reifeprozess eingefangen hat. Ein Wein, der Spaß machen wird.

 

 

 

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