Land aus Wein und Stein

Weinanbau Saale-Unstrut -  Geschichte

Geschichtsträchtige Schauplätze und kulturhistorische Sehenswürdigkeiten sind an Saale und Unstrut überall zu finden. Sagen, Legenden und Geschichten erzählen auch vom Wein.

Anfänge und Blütezeit des Weinbaus
Die Geschichte des Weinbaus an den Flüssen Saale und Unstrut beginnt mit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 998. Kaiser Otto III. schenkte dem Kloster Memleben sieben Orte mit allem Land und Gut. Dazu gehörten auch Weinberge. Für den Bereich der Mansfelder Seen bei Halle gilt eine Tauschurkunde des Kaisers Otto II. vom 22.10.973 als ältester urkundlicher Nachweis für den Weinbau. Es ist aber davon auszugehen, dass schon einige Zeit davor, mit der Ausdehnung des Christentums, der Weinbau in großen Teilen Thüringens betrieben wurde. So ist im Jahre 786 der Weinbau in Dorndorf/Werra (Westthüringen) belegt. In der Saale-Unstrut-Region waren es vor allem die Mönche des Zisterzienser-Klosters Sancta Maria Schulpforta, gegründet 1137, die den Weinbau weiterentwickelten. Wein war zu dieser Zeit nicht nur Privileg, sondern auch Ernährungsgrundlage der Bevölkerung. Trinkwasser war knapp und nicht haltbar.

Jahrzehnte des Niedergangs
Im 16. Jahrhundert soll die Rebfläche an Saale-Unstrut über 10.000 ha betragen haben. Doch durch Kriege, wetterbedingte Missernten, Bebauung der Felder mit Kartoffeln sowie Getreide und die Änderung des Trinkverhaltens (Einführung von Tee und Kaffee) wurden später große Teile der Weinanbauflächen vernichtet.
Der heimische Weinbau wurde plötzlich unwirtschaftlich. Man importierte qualitativ gute und preiswertere Weine aus anderen Regionen. Der Weinbau stand damit kurz vor dem Ruin. Nach dem Wiener Kongress 1815 kam Saale-Unstrut in preußischen Besitz und der Weinbau erlebte wieder Aufschwung. Strenge Kontrollen und hoher Einfuhrzoll für importierte Weine sorgten dafür, dass sich die Rebflächen wieder vergrößerten. Im Jahre 1834 wurde diese positive Entwicklung abrupt beendet. Der Deutsche Zollverein wurde gegründet und einher der Schutzzoll aufgehoben. Es wurde wieder importiert.

Neuer Aufschwung
1835 gründete sich die Naumburger Weinbaugesellschaft. Ihre Mitglieder bemühten sich um bessere Anbaumethoden und Rebenneuzüchtung. Besonders verdient in diesem Zusammenhang hat sich der Naumburger Stadtrat, Oberkämmerer und Weinbauexperte Adolph Thränhardt gemacht. Er gründete eine Handelsrebschule mit 166 Sorten und wurde dafür 1876 von Bismarck zum Mitglied der Reblaus-Kontrollkommission berufen.

Der Einfall der Reblaus und seine Folgen
Ende des 18. Jahrhunderts stellten die eingeschleppten Mehltaupilze –Oidium und Peronospora- die Winzer vor große Probleme, jedoch den schwersten Schlag erlebte der Weinbau 1887 durch den Einfall der Reblaus. Sie breitete sich rasend schnell aus. Saale-Unstrut wurde zum ersten Reblausseuchengebiet Deutschlands erklärt. Im Jahre 1919 betrug die Rebfläche dadurch nur noch 100 ha. Als man aber die Erkenntnis gewann, dass die Reblaus nur wurzelechte Europäerreben befällt, begann man mit der Züchtung der gepfropften Rebe, mit reblausresistenten Unterlagen der Amerikanerreben. Im Saale-Unstrut Weinanbaugebiet begann die Bekämpfung der Reblaus. 1919 wurde in Naumburg die Biologische Reichsanstalt gegründet, die bedeutende Ergebnisse auf dem Gebiet der Rebenzüchtung vorweisen konnte. Hier bewies C.Börner, dass Amerikanerreben Reblausresistenzen aufweisen und forcierte die Unterlagenzüchtung. Ab dem Jahre 1923 wurde der Pfropfrebenanbau in Deutschland zugelassen und ein Weg raus aus der Reblauskatastrophe war gefunden.

Entwicklungen der letzten 50 Jahre
Nachdem nach 1945 der Weinbau nur durch den Idealismus der Freizeitwinzer überleben konnte, wurde Anfang der 60er Jahre der Weinbau wieder staatlich gefördert - die Rebflächen dehnten sich aus. Höhepunkt war 1986 eine Gesamtfläche von etwa 480 ha. Durch den „Polarwinter“ 1986/87 mit Frösten von bis zu – 30 °C wurde diese Entwicklung unterbrochen. Der größte Teil der Rebanlagen wurde vernichtet. Heute ist der Weinbau an Saale und Unstrut ein wichtiger Teil der Kulturlandschaft.


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